monoton geht`s über die Autobahn dahin. Seit Stunden fahren wir Richtung Süden. Wir sind von Venedig kommend, bei Triest grenzenlos nach Slowenien und weiter durch Kroatien. An der Grenze zu Serbien sind die Papiere zu zeigen – später, gegen Abend werden wir Belgrad erreichen. Normalerweise meiden wir Autobahnen wenn`s geht. Hier waren wir schon in früheren Jahren und so schauen wir einfach weiterzukommen. Eile haben wir eigentlich keine. In Istanbul haben wir vor, für ein paar Tage zu bleiben. Das einzige Datum das wir momentan im Auge behalten müssen ist der 20. Mai. Dies ist der letzte, im Visum ausgewiesene Tag an dem wir in den Iran einreisen dürfen.
Aber noch sind wir auf der Autobahn irgendwo in Serbien. Verkehr ist so gut wie keiner, einer besonderen Aufmerksamkeit bedarf es nicht. Die stressige Zeit der Visumseinholung, die lange Liste darüber was noch zu tun und nicht vergessen werden darf, alles ist von mir abgefallen. Wir sind unterwegs! Die Phase der Träumerei ist überwunden. Weiter wie der im Lied von Udo Jürgens „ich war noch niemals in New York“ sind wir schon mal.
Irgendwie befreit fahren wir dahin. Das Asphaltband zieht unter dem Motorrad durch. Der Boxer brummt, klingt gesund.
Meine Gedanken sind nach Venedig zurückgekehrt. Marco Polo ist von Venedig aus in Richtung Osten aufgebrochen um Indien zu erreichen. Kolumbus fuhr nach Westen, auch mit dem Ziel nach Indien zu gelangen. Die damalige Welt war kleiner. Eine Scheibe. Erst Kopernikus hat durch seine Erkenntnisse die Grundlage für ein neues Weltbild geschaffen und einen Paradigmenwechsel herbeigeführt. Alles ist gleich geblieben und doch wurde alles anders! Bald schon sind die Schiffe losgefahren. Ohne Kenntnis von der wahren Beschaffenheit der Welt hinauszufahren, in der Hoffnung dass die neuen Ansichten stimmen mögen. Den Wagemut der damaligen Entdecker muss man sich vorstellen! Sie mussten Grenzen im Denken überwinden, über`s damalige Weltbild hinaus.
Für den Flug zum Mond war dies nicht notwendig. Zwar technisch eine hervorragende Leistung, eine Erweiterung des Denkens war hierfür aber nicht erforderlich.
Auch wir wollen die Welt erkunden. Besonderen Mut braucht es dazu im Jahre 2018 nicht mehr. Unternehmensgeist, Ausdauer, eine gewisse Leidensfähigkeit. Um die Welt wollen wir mit dem Motorrad fahren. Auf einer Route, auf der wir immer in der Hemisphäre mit dem Sommer bleiben. Nie umdrehen, immer weiter, nie zurück, kein Wendepunkt, kein Finisterre. Rundherum. Dumidum.
Es gibt bequemere Arten zu reisen. Ein Reisebüro aufsuchen und etwas buchen; einen Cluburlaub vielleicht. Ein Resort, Wellness, 3x täglich schlemmen plus Kaffee und Kuchen nachmittags? Bequem? Eine Kreuzfahrt? Nichts für uns! Nicht einmal wenn sie uns bezahlten!
Nicht immer ist das Wetter zum Fahren ideal. Manchmal über Pässe so kalt daß die Finger trotz Griffheizung klamm werden, manchmal auf Wüstenpassagen heiß daß man unwillkürlich am Motorrad hinunterschaut, ob da womöglich etwas brennt.
Atemberaubende Panoramen, hohe Pässe, endlose Geraden. Den Fahrtwind spüren. Der Ruf des Muezzin in der Ferne, die Gerüche von fremden Ländern, köstliches Essen aus irgendeiner Garküche, was es gerade eben gibt.
Die Freiheit zu bleiben oder weiterzufahren. Davon träumen wir!
Wird es uns gelingen? Ist das Ziel nicht zu hoch gesteckt, der Weg zu weit? Der Fährnisse gibt`s viele! Mal sehen…
Die heutige Welt ist vermessen, kartografiert, mit einem Netz aus GPS-Koordinaten überzogen. Ein Smartphone genügt um die eigene Position auf dem Globus zu bestimmen. Ein Handy ermöglicht es überall erreichbar zu sein. Eine Versicherung garantiert die Heimholung sobald es zu Problemen kommt.
Wir werden durch EINE Welt fahren, in Gedanken aber immer mal wieder kurz eine zweite Reise antreten. Die eine Reise führt über Land, durch die „anfassbare“ Welt – und kurze Abstecher führen nach „innen“, in eine nicht minder spannende Welt. Für die Beschreibung der Ersteren reichen 27 Buchstaben, für die Zweitere hingegen reicht das Alphabet nicht aus. Um die beiden Welten voneinander zu trennen ist die Reise nach „innen“ kursiv gehalten.
Wer Tipps und andere der Reise dienliche Vorschläge beitragen möchte, ist eingeladen, einen Kommentar zu schreiben.
Comments (10)
Hallo Alex und Roswitha,
ich freue mich, Eure Bekanntschaft gemacht zu haben. Auf der Fähre von Korsika nach Livorno habt Ihr tolle Sachen von Euren Reisen erzählt und so war es eine kurzweilige und interessante Überfahrt. Ich bin heil zurück nach Saarbrücken gekommen, aber das Wetter war eines der miesesten bei denen ich je gefahren bin. Aber wie gesagt: als Motorradfahrer nimmt man es, wie es kommt. Ich hoffe, Ihr habt Florenz trocken erreicht.
Danke für das nette Angebot, mich mal zu melden, wenn es mich auf dem Motorrad (und mit Frau – „sonst zählt es nicht“) in Eure Ecke der Welt trägt. Das ist schließlich k e i n e Weltreise. Euer Blog ist toll. Danke für den Hinweis. Sowas inspiriert!
Herzliche Grüße
Andreas
Hi Alex and Roswitha, very nice to meet you both on the road to Cusco earlier today – it was a nice ride wasn’t it ? Hope you stayed reasonably dry.
We said we’d send you the transport information that we had found about leaving Columbia, going North. Rather than put it in your blog comments, let’s exchange emails instead – you now have mine.
Regards antony (and Isabelle)
Hallo Ihr zwei, kommt gut voran, oder?
Falls Ihr es rechtzeitig schafft: Ich bin Mitte Januar in Santiago und dann bis Ende März in Patagonien.
Einen genauen Zeitplan habe ich nicht, aber: Ein Treffen wäre schön!
Viele Grüße und gute Fahrt,
Rainer
Hallo Ihr Zwei, schon war`s mit Euch in Ulaanbataar – gute Reise und viele Eindrücke – ich werde wahrscheinlich im September/Oktober wieder in UB sein…. es gibt halt viel zu tun.
HALLO ABENTEURER-GOTT SEI DANK GEHTS EUCH GUT UND HABST DIE PAMIR ROUTE HINTER EUCH
-DIE IS KRIMMINELLEN HABEN 4 RADTOURISTEN ABGESTOCHEN. WUNDERSCHòNE BILDER VOM BAIKALSEE UND HOFFENTLICH EINE SCHòNE ERFAHRUNG BEIM SCHAMANEN , GUTE WEITEREISE UND JO -GAS- GEBEN WENNS GEFàHRLICH WIRD, LG HELMUTH UND MARES
Alex und Rose,
sorry, ich war ein paar Tage verreist, genau gesagt zwei Monate! Jetzt lese ich wieder mit!
Toll, daß Ihr über den Pamir gefahren seid und es heil überstanden habt! Bei uns hats ja damals leider nicht geklappt…
Seid Ihr noch an dem Geldversteck interessiert?
Viele Grüße und alles Gute!
Rainer
Hallo Alex, Hallo Roswitha,
für Eure bereits begonnene Weltreise wünschen wir Euch, dass Ihr Eure Reiseziele erreicht.
Wenn’s braucht auch das nötige Glück ….
Ein Dach für jede Nacht über den Kopf…
Immer genügend Luft im Reifen, Saft im Tank und das die Richtung stimmt…..
GOTTES SCHUTZ FÜR EUCH!!!!
Auf ein gesundes glückliches Wiedersehen
Agnes u Gustl
Danke Gustl!
Wir haben heute von Euch geredet.
Also irgendwie seid ihr somit auch mitgekommen.
zZ in Tabriz
Alex und Rose
Alex und Rose,
na, das ist eine Überraschung! Schön von Euch zu hören und die ersten Einträge zu durchstöbern!
Alles Gute, viele Abenteuer und eine tolle Reise wünsche ich Euch!
Viele Grüße aus Berlin,
Rainer
Danke!
Habe aus Eurem damaligen Blog Anregungen entnommen.
Als wir in Bukhara zusammensassen, erwähnte einer von euch wo er sein Geld versteckt hat. So einen Platz suche ich auch.
Nicht über den Blog, an die mail…
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