Nach mehreren Tagen im lauten und chaotischen La Paz, packen wir unsere sieben Sachen und begeben uns auf die Fahrt zum 150 Kilometer entfernten Tititacasee.
Die Zulieferer bleiben einfach stehen wo etwas abzuladen ist, gleich den Sammeltaxis die zu tausenden die Strassen abfahren um Passagiere aufzunehmen bzw aussteigen zu lassen. Es dauert gefühlt über eine Stunde bis wir endlich aus La Paz und El Alto draussen sind und frei rollen.
Bis ich das Handi unter dem Regenzeug hervorgenestelt hatte ist er wieder in den Wolken verschwunden. Am Tag als wir nach La Paz gekommen sind, haben wir in kurz gesehen und jetzt bei der Abfahrt auch wieder.
Der Titicacasee liegt 3860 Meter hoch, auf der Grenze zwischen Peru und Bolivien in den Anden. Er ist zehnmal so gross wie der Bodensee und der größte See in Südamerik, ausserdem das höchstgelegene schiffbare Gewässer der Welt. Der Titicacasee gilt als Geburtsort der Inkakultur; an seinen Ufern befinden sich zahlreiche Ruinen. Seine Oberfläche ist extrem ruhig und stark reflektierend. Um den See herum liegt die Reserva Nacional del Titicaca, die seltenen Wassertieren wie den Riesenfröschen Schutz bietet.
Die Strasse schlängelt sich über weite Hochflächen die von flachen Tälern durchzogen sind. Irgendeinmal sehen wir blaues Wasser weit draussen in der Landschaft.
Das muss er sein!
Nach einer Weile Fahrzeit erreichen wir sein Ufer. Ein zu beiden Seiten in den See ragender Streifen Land scheinen ihn fast in zwei Teile zu teilen. Der Sund bei Tiquina ist vielleicht 200 Meter breit. Hier gilt es mit einer klapprigen, vielmals zusammengenagelten Fähre hinüberzusetzen.
Drei Autos hat er schon drauf, fürs Moto bleibt noch etwas Platz und so winkt uns der Fährmann auch noch dazu. Der Boden hat gerade soviele Planken damit ein Auto darauf stehen kann. Mit Not finde ich eine etwas breitere Stelle auf der der ausgefahrene Seitenständer auch noch Halt hat.
Es geht alles gut, wir fahren drüben an Land und baldeinmal erreichen wir Copacabana. Ja, so heisst die Stadt auf Bolivianischer Seite des Sees.
Ein nettes Städtchen, normalerweise vielleicht 10.000 Einwohner. Hier nehmen wir Quartier. Zur Zeit findet das Fest „Virgen de la Candelaria“ (Lichtmess) statt, ein Fest zu Ehren der Gottesmutter. Von weit her sind Gläubige gepilgert um mitzufeiern. In den Strassen herrscht reges Treiben. Ein Umzug folgt auf den anderen. Für unsere Augen schaut es wie Karneval aus. Frauen wie Männer tragen seltsame Kostüme.
Hier werden unzweifelhaft christliches und indianisches Brauchtum vermengt.
Pachamama wird geopfert. Alkohol ist offensichtlich die beliebteste Opfergabe. In einen Becher wird zum Beispiel Bier eingeschenkt, einen Schluck nimmt der Spender selbst und der Rest wird verschüttet. Durch die ständigen Wiederholungen kommt da einiges zusammen, was gegen Abend offensichtlich wird. Auch die Frauen opfern auf die gleiche Weise. Sind sie sonst scheu und blicken zu Boden wenn man sie ansieht oder fotografiert wird, werden sie nach genügend „opfern“ recht leutselig.
Wäre nur die Luft nicht so dünn…
An etlichen Marktständen werden Opfergaben verkauft. Sie dienen dazu, die Wünsche die der Pilger hegt, zu übermitteln. Da gibts Bündel Geld, Kerzen, Häuser, Babies und flotte Autos aber auch Feuerwerk und so skurriles wie Lamaföten. Diese Gaben werden an Opferplätzen unter Zugabe von Alkohol verbrannt. Es geht aber auch profaner und es kommen ganze Familien um sich zusammen in einer Andacht von einem Priester den Segen erteilen zu lassen.
Ah ja, noch etwas: DIE Spezialität hier in den vielen Restaurants, Trucha (Forelle) in allen Variationen. Mir schmeckt die in Butter gebraten mit Gemüse als Beilage am Besten.
Als wir Copacabana verlassen, sind es nur wenige Kilometer bis zur bolivianisch/peruanischen Grenze. Adios Bolivien.
Sonne und Regen wechseln sich immer wieder ab. Wir haben Glück, der Strassenverlauf folgt den blauen Löchern am Himmel. Letztlich bleiben wir einigermassen trocken.
Unterwegs kaufen wir an von Bäuerinnen betriebenen Ständen Obst und vorzüglichen Schafskäse. Am Strassenrand geniessen wir die wärmende Sonne und halten Jause.
Aussertourlich Benzin brauchen wir auch wiedereinmal
Ich tausche meine ganzen verbliebenen Bolivianos in peruanische Sol. Gute 150 Kilometer Fahrt bis Puno, der grössten Stadt am Tititacasee. Fast ein bischen wie Spanien, eigentlich Andalusien. Kathedralen, Klöster, die Architektur.
Die Bevölkerung aber grossteils indianischen Ursprungs und Aussehens.