oder „habt ihr denn keine Angst durch solche Länder zu fahren?“ –
„wieso gerade mit dem Motorrad, ein Camper wäre ja viel bequemer!“ –
„was esst ihr denn, wenn ihr solange unterwegs seid?“ –
„habt ihr denn kein Heimweh?“
Diese und andere Fragen hören und lesen wir immer wieder.
Die Erfahrung beim Reisen mit dem Motorrad ist bei uns über die Jahre gewachsen. Wir sind ein eingespieltes Team. Jeder weiss um seine Zuständigkeit.
Viel zu oft wurden wir von Leuten vor Ländern gewarnt, die sie selber nie betreten haben.
Oft liegen solchen Warnungen nur Vermutungen zugrunde. Da liest einer was über die Sicherheitslage in Afghanistan und folgert daraus dass die ganzen „..stan“-Staaten ein Kriegsgebiet seien.
Dabei verhält es sich ganz anders. Googeln wir mal was sich in den USA so abspielt: Jährlich 30.000 Tote durch Schusswaffen, davon 3000 Kinder. Über 1000 Tote durch Polizeigewalt. Nocheinmal, jährlich! 52.000 sterben jährlich an einer Überdosis Rauschgift. Von 100.000 Amis sitzen 716 im Gefängnis. Soviel zu Sicherheit und Menschenrechten.
Alles ein Aspekt der Wahrnehmung!
Ist man jemals vor Reisen in die USA gewarnt worden? Ist man in Paris sicherer? In London? Kann man den Weihnachtsmarkt gefahrlos besuchen?
Auch den Islam würde ich nicht pauschal als Bedrohung sehen. Viele Muslime leben so gläubig wie wir in Mitteleuropa Christen sind. Die Moscheen haben gleich viel bzw wenig Zulauf wie bei uns die Kirchen.
In den muslimisch geprägten Ländern der früheren Sovietunion trinken sie auch mal ein Bier und stärkeres. Selbst im Iran, wo Alkohol streng verboten ist, trinken sie heimlich Wein. Reben gibts da jede Menge. Die Rosinen kommen ja aus diesen Ländern. Sie kaufen im Herbst die Trauben und keltern sie zuhause in Töpfen selber ein. Und auch mit den Trestern wissen sie was anzufangen…
Auch in Afghanistan, das übrigens grösser ist als Deutschland und Italien zusammen, und als eines der gefährlichsten Länder der Welt gilt, gibt es Regionen die als sicher gelten. Entlang der Grenze zu Tadschikistan, dem Pamir-Highway, sind in den grösseren Orten Agenturen, die ein Tagesvisum für einen Grenzübertritt nach Afghanistan ausstellen. Shuttles und Taxis bringen die Touristen in die grenznahen Orte, zu Märkten, Bazaren oder auch nur auf einem Dorfplatz einen Jai zu trinken. Vom Angebot wird Gebrauch gemacht. Und wie!
Die Gefahren im Strassenverkehr sind ähnlich wie bei uns.
Als Motorradfahrer ist generell auch auf die Autofahrer aufzupassen. Hält der an der Kreuzung an? Hat er dich gesehen? Nimmt er dich als Verkehrsteilnehmer wahr? Auch bei uns wird manchmal beim Überholen eines Motorradfahrers die Fahrspur nicht gewechselt.
Oder einer ist beim Überholen und vertraut darauf dass der entgegenkommende Motorradfahrer schon Platz machen wird.
Auch der Strassenzustand birgt Gefahren in sich. Wenn die Strasse schlecht ist, fährst entsprechend langsam. Wenn sie aber über Kilometer gut ist und plötzlich ist da ein Frostaufbruch, 30 cm tief, in der Grösse einer Tischplatte? Solche Situationen sind allerdings nicht selten. In diese Löcher sind oft Zweige hineingesteckt, oder grössere Steine auf die Strasse davor gelegt, als Warnung. Wenn einer aber doch reingerät, sind die Zweige und somit die Warnung weg.
Und schliesslich wo es über die Berge geht, die Berggefahren. Der Pamir-Highway ist bei schönem Wetter eine mehrtägige Spazierfahrt. Bei Regen aber, herrscht In den Schluchten akute Steinschlag- ja Bergsturzgefahr. Oder ein Wetterumschwung auf der 4000 Meter hochgelegenen Hochebene, auf der zwei Tage lang unterwegs bist. Blitz, Schnee, Kälte und weit und breit kein Unterstand und auch nicht die Möglichkeit in tiefere Gebiete abzufahren.
Hier in Zentralasien fahren sehr viele Autos und LKW herum die bei uns Schrott wären und nicht mehr verkäuflich. In entsprechendem Zustand sind die dann auch. An jeder Steigung bleiben welche liegen. Dem einen platzt der Kühler, dem anderen der Motor. Da stehen sie dann, Motorraumdeckel offen und einer beugt sich hinein. Oder er liegt unter dem Fahrzeug und repariert herum. An sogut wie jedem Rastplatz ist auch eine Brücke um das Fahrzeug besser von unten inspizieren zu können. Ganze ausgebaute LKW-Motoren kriegt man zu sehen. An den Stellen wo einer so eine Havarie hatte, verbleiben die Öllachen. Auf trockenem Asphalt sind die schwarzen Flecken gut zu sehen. Wenns aber regnet, ist auch der Aspalt schwarz.
Da heissts aufpassen. Da fährst dann wie auf rohen Eiern.
Die Tunnels sind auch eine Geschichte für sich. Manche so gelassen wie ausgebrochen, keine Beleuchtung, keine Belüftung. Andere etwas entschärft, innen verputzt, dürftig beleuchtet, einige sogar mit Deckengebläse.
Vor Dushanbe ist einer, 5 Kilometer durch den Berg. Ein schmales, stickiges Rohr. Und ein Staub drin dass meinst dichter Nebel.
Vor der Einfahrt sehe ich Fahrer wie sie die Scheinwerfer am Auto putzen, damit jedes Quäntchen Licht das Dunkel drin durchdringen möge. Das habe ich gleich abgeschaut. Die dunkeln Wände schlucken alles. Drinnen tauchen plötzlich Kühe im dürftigen Licht auf. Vor dem Tunnel ist eine Hitze und drin ists schön kühl. Die Viecher begeben sich ein Stück hinein, werden von den hupenden LKW tiefer hineingescheucht und finden aus dem über 5 Kilometer langen Loch nicht mehr heraus. Der Hirte wird sich auch erst in der Nacht hineintrauen, sobald kein Verkehr mehr ist.
Sofern die Tiere überhaupt jemand beaufsichtigt. Interessanterweise halten sich Weidetiere, beaufsichtigt oder nicht, bevorzugt entlang und auf der Strasse auf.
Comments (4)
Hallo Ihr Weltenbummler, werden euch ab jetzt gerne begleiten und wünschen euch eine gute Reise!!!! LG Sieglinde und Otto
Hi Rose and Alex, you have done a long way since Aktau! Congratulations! Have a nice trip
Super Beitrag,
schöner Beitrag und wie du am Anfang selbst geschrieben hast, „Alles ein Aspekt der Wahrnehmung!“. daher sage ich immer, selber hinfahren und sich umschauen.
Natürlich soll man sich nicht blind in ein Abenteuer stürzen, doch mit einem gesunden mass Vorsicht gibt es auch in der modernen Zeit vieles zu entdecken.
Comments are closed.