Ja, es geht nach Hause – nach einem Jahr unterwegs, rund um die Welt, wird unsere Reise in wenigen Wochen enden. Wir sind am 1. Mai 2018 losgefahren und wollen nach über einem Jahr, Mitte/Ende Mai 2019, wieder zuhause sein. Eigentlich hatten wir ja überlegt, auch noch Afrika zu erkunden.
Warum wir uns anders entschieden haben?
Lasst es uns erklären…
Über ein Jahr sind wir unterwegs – ein unglaublich spannendes Jahr voller Abenteuer, das wir um keinen Preis der Welt missen möchten. Aber trotz so vieler wunderbarer Erlebnisse haben wir nun verschiedene Gründe, die zusammmen dazu geführt haben, dass wir beschlossen haben, Afrika Afrika sein zu lassen und die Reise mit der Umrundung der Welt abzuschliessen.
Der 1. Grund: Wir haben keine rechte Freude mehr daran, noch ein paar Monate anzuhängen.
„Wie kann man denn keine Freude mehr am Reisen haben? Wie geht denn das?“, werden sich jetzt vermutlich viele fragen.
„Leben wir nicht einen Traum? War es nicht unser Traum? Warum denn nun nicht mehr?“ Das haben wir uns selbst gefragt.
Die ganze Zeit nur reisen, nicht arbeiten, nur das machen, wozu man Lust hat, die Welt sehen – das ist doch eigentlich das Paradies!
Warum dann nicht weiter machen?
Nun, wir haben viel gelernt auf unserer Reise. Hätte mich jemand zu Beginn gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, dass ich nach einem Jahr keine Lust mehr hätte, dann hätte ich vermutlich „Nein“ gesagt – denn schließlich war das doch wirklich ein jahrelang gehegter Traum.
Ich, ohne kehrt zu machen um die Welt, was ja letztlich aufgegangen ist. Roswitha hätte die Reise lieber in Etappen machen wollen, um nicht so lange von zuhause weg zu sein.
Nun ist aber klar geworden, dass das, was man immer hat, zum Alltag wird – und wenn etwas zum Alltag wird, dann verliert es auch merklich an Reiz. Man braucht eine Abwechslung.
Das ist ungefähr so, wie wenn man lange keinen Urlaub mehr gemacht hat, dann sehnt man sich danach irgendwohin zu verreisen, wo alles anders ist.
Und zumindest so ähnlich geht es uns auch – nur umgekehrt. Uns fehlt das „normale, geregelte Leben“, eine Aufgabe, ein sinnvolles Projekt und Kontinuität.
Selbst das Paradies wird langweilig, wenn man es jeden Tag hat und nichts anderes mehr sieht…
Der 2. Grund: Wir sind müde.
Reisen ist nicht nur Urlaub – auch wenn das oft so scheinen mag. Und ein Jahr lang schon gar nicht!
Nicht alles klappt wie gewünscht. Ständig ist etwas umzudisponieren, tritt eine neue Situation ein.
Auspacken, einpacken, … – Wo finden wir eine Unterkunft zum Schlafen, wo was zum Essen? – Ständig recherchieren wie es weitergeht — Visumsbeschaffung — Grenzübertritte — andere Länder, andere Sitten — Jeden Tag neue Eindrücke, neue Landschaften, neue Gesichter, neue Regeln, …. immer ist alles aufregend, spannend und neu, neu, neu… –
Das ist ja eigentlich großartig, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Denn ab da kommen dann weder der Verstand noch die Gefühle mehr mit.
Wo waren wir vor einer Woche, vor einem Monat? Was war an diesem Tag? An jenem? Orientierung anhand der Auflistung der Kontobewegungen, der Fotos, Roswithas Tagebuch.
Irgendwie zuwenig.
Wir haben diesen Punkt bereits mehrmals auf unserer Reise erreicht. Und wir sehnen uns nun so sehr nach Routine, nach Vertrautheit, nach Konstanz, dass eine kurze Pause uns nicht mehr reicht.
Der 3. Grund: Wir vermissen ein Zuhause.
Wir haben kein Problem mit einfachen Unterkünften. Ein paarmal waren wir von Bekannten eingeladen, bei ihnen ein paar Nächte zu bleiben. Das hat uns besonders gefreut.
Aber nun reicht es – ein Hotel, fast jeden Tag in einem anderen Ort ist kein Zuhause. Hotels fühlen sich sowieso nie nach Zuhause an. Und fremde Häuser bleiben fremde Häuser, da kann die Gastfreundschaft der Menschen noch so groß sein.
Wir wollen wieder unser eigenes Heim – wir vermissen einen Ort, der sich nach Zuhause anfühlt.
Der 4. Grund: Wir vermissen Familie, die Enkel, die Freunde.
Jeden Tag treffen wir neue Menschen. Wir haben großartige Bekanntschaften gemacht und sogar einige neue Freunde unterwegs gefunden.
Einsam waren wir definitv nie. Aber wir vermissen logischerweise trotzdem unsere Familien daheim, insbesondere die Enkel und unsere langjährigen Freunde.
Ein Gespräch mit neuen Menschen ist oft wirklich spannend. Aber man fängt halt doch immer auf einem unvertrauten Level an, muss die ewig gleiche Fragen stellen und beantworten, muss den anderen erst kennenlernen.
Die Vertrautheit hingegen, die uns mit Freunden und Familie verbindet, die können noch so viele neue Bekanntschaften nicht ersetzen.
Das Gefühl mit vertrauten Menschen zusammenzusein, die einen kennen und die man selber kennt, das ist schon was Wunderbares – und auch das vermissen wir inzwischen sehr.
Der 5. Grund: Wir vermissen die „Heimat“
Das Gefühl der Heimat, vertraute Umgebung, Gerüche, Menschen – die Sprachen, Kultur, Veranstaltungen, Zeitungen, Kneipen – die vertraute Gemütlichkeit unseres Kulturraums – die kleinen Dinge, die Jahreszeiten, die Landschaft, … Orte voller schöner Erinnerungen für uns – es gibt so viele wunderbare Dinge daheim, die wir vorher vermutlich oft kaum wahrgenommen haben.
Na ja, man nennt das vermutlich „Heimweh“ …
Wie gehts jetzt weiter?
Was ist nun mit Afrika? Einmal komplett um die Welt gefahren und Afrika ausgelassen?
„Nein“, ganz auslassen werden wir es nicht und wenn wir es nur symbolisch betreten!
Für uns war es nie das Ziel der Reise, jemandem oder auch uns selbst etwas zu beweisen. Wir wollten die Welt entdecken, die Menschen und ihre Kulturen kennenlernen und die Freiheit genießen – und das haben wir geschafft. Und es war ganz großartig!
Unser Fazit
Um nichts in der Welt wollen wir das letzte Jahr missen –
die Reise war eine der besten Entscheidungen, die wir je getroffen haben. Mit einem riesigen Schatz an Erkentnnissen, Erlebnissen, Bildern, Begegnungen und Geschichten kommen wir nun heim…
Comments (6)
Hallo Alex, liebe Roswitha,
Die Gedanken zum Ende Eurer Weltreise gehen tief. Man spürt die Ambivalenz der Abenteuerlust und dem Vertrautem… Großes Kompliment zu Eurem interessantem, philosophischem Reisetagebuch, das auch in gedruckter Form ein Kleinod wäre und weitere Leser finden würde…
Zu Euren abschließendem Bericht fällt mir dazu die dritte Strophe eines steirischen Volksliedes ein, die auch Eure Gedanken widerspiegeln:
„Draußen ba die fremd’n Leit,
Ruah hosch do koane….
viel‘ schiane Platzlan gibt’s,
Hoamat lei Oane!“
Freue mich wieder auf interessante Gespräche bei einem „Freitagsbier“ im Havanna; gemeinsam mit Dir und Karl………
Herzlich willkommen zu Hause
Gustl
Hallo Alex, wirklich toll wia du die Situation beschreibsch; Komplimente,
frei mi a schun wenn wieder dohom bisch auf ein gutes Bierchen,
Noch schöne Tage an dich und Roswitha
Willkommen (fast) daheim!!!!!
War immer interessant euch zu folgen und an den Abenteuern teilzuhaben …
GlG bis bald Gabi
Wie die Zeit vergeht….. hat immer viel Spass gemacht euer Erlebtes nachzulesen und ich hoffe, nein ich bin mir sicher, das eine odere wird es auch in Zukunft noch zu lesen geben.
Die Gründe sind alle nachvollziehbar, Reisen ist nicht gleich Urlaub, Reisen bedeutet dass man täglich grössere und kleinere Aufgaben zu erledigen hat. Ob nun die suche nach dem nächsten Shop für etwas zu essen ist oder die Abklärung für den Transport von A nach B. Das alles kostet Energie und ich kann selbst nachvollziehen dass dieser Energiespeicher irgendwann aufgebraucht ist.
Ich denke, es gibt nur wenige Personen die ein permanentes Leben auf Reisen tatsächlich auch so geniessen können. Die meisten zieht es früher oder später wieder nach Hause zurück.
Daher ein grosses DANKE dass ihr eure Leser auf dieser Webseite habt teilhaben lassen, und ja,… ich bin neidisch 😉
AUCH WIR FREUEN UNS MIT EUCH WIEDER EINMAL WAS ZU UNTERNEHMEN,OB IN DIE BERGE ODER EINE NETTE WANDERUNG IM MITTELBEBIRGE,MIT GUTEM ESSEN UND VIEL LACHEN -LG HELMUTH UND MARES
Fein, ich freu sehr dass meine netten Nachbaren wieder heim kommen! Bussi!
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