Istanbul, schon Konstantinopel, Ostrom, Byzanz
Nach toller Fahrt bei angenehmen 30 Grad, durch hügelige Kulturlandschaft, erreichen wir am späten Nachmittag die bulgarisch-türkische Grenze. Hier werden wir von Posten zu Posten durchgereicht. Einmal die Ausweise, einmal der Fahrzeugbrief, einmal die grüne Versicherungskarte, bis wir schließlich durch sind. Alles in relaxter, freundlicher Atmosphäre.
Die Benzinanzeige spinnt seit heute morgen. Mal soll der Tank leer sein, dann wieder voll.
Am besten mal hineinschauen. Er ist dreiviertelvoll. Wird wohl was mit dem Sensor dein. Das wird sich hoffentlich mit dem nächsten Tanken wieder geben.
Als wir immer näher ans Meer kommen, wird es deutlich kühler und nebelig trüb.
Bald einmal müssen wir anhalten und unter der Motojacke etwas wärmeres anziehen.
Am Straßenrand werden immer mehr Häuser und bald fahren wir durch einen wahren Großstadt-Dschungel. Istanbul ist eine imposante Stadt. Riesengroß. Noch nie bin ich mit eigenem Fahrzeug durch eine größere gefahren. Los Angeles, Chicago, New York, alles viel weitläufiger. Istanbul hingegen dicht an dicht.
Wir lassen uns mitspülen vom Verkehrsstrom. Nach gut 10 Kilometern fahren wir von der Stadtautobahn ab in ein Labyrinth von Gassen und Gässchen. Tourist kommt in diesen Stadtteil nicht alle Tage einer her. Familien die ihre Freizeit auf der Straße verbringen. Am Straßenrand wo sich Platz bietet wird gegrillt, gespielt, gepicknickt. Verkehrsregeln von denen jeder meint der Andere solle sie einhalten. Hupen um sich Platz zu verschaffen. An einer Bar halten wir an, konsumieren was und buchen übers WI-FI ein Hotel „in der Nähe ihres Standortes“. 4 Kilometer bis dahin. Roswita hält das Handy mit der Route und dirigiert – geradeaus, links, rechts usw. – bis wir dort sind. Quirliges Treiben. Die Gassen voll mit Geschäften mit Waren für den täglichen Bedarf. Nahversorgung ohne in ein Auto steigen zu müssen. Frauen teils mit Kopftuch teils auch ohne. Andere wieder voll verschleiert. Alle 50 Meter eine Dönerbude. Jetzt essen mal WIR einen!
Am nächsten Morgen verlassen wir das Hotel wieder und fahren näher ins Zentrum.
Noch einmal 12 Kilometer. Die Straßen sind mit türkischen Fahnen gesäumt. Ein Auftritt Erdogans ist auf tausenden Plakaten und Tafeln für heute angekündigt. Straßensperren sind die Folge. Für uns mit dem Motorrad hält sich das Chaos in Grenzen. Entgegen der Fahrtrichtung in Einbahnstraßen, über Gehsteige, durch Fußgängerbereiche streben wir dem neuerlich gebuchten Hotel im Stadtteil Sultanahmet im historischen Bereich zu. Überall bewaffnete Polizei, Panzerwagen. Niemand der an unserer Fahrweise etwas auszusetzen hätte. Durch die Umleitungen können wir der vorgeschlagenen Route nicht folgen und es sind ständig andere Varianten zu nehmen. Maps-me berechnet aber brav neu und irgendeinmal stehen wir vor dem Hotel.
Das Zimmer können wir gleich beziehen und so brechen wir zu Fuß gleich zur wenige hundert Meter entfernten Hagia Sofia und Blauen Moschee auf. Vorläufig verschaffen wir uns nur einen Überblick. Die langen Schlangen vor Hagia Sofia und Blauer Moschee bestärken unseren Entschluss es morgen gleich zur Öffnung wieder zu versuchen. Wir entdecken ein nettes Lokal in dem wir was essen. Westlicher Lifestyle, Publikum gemischt. Immer muss es nicht Immersion unter Einheimischen sein. Danach schlendern wir durch Gassen, den Bazar, zum Bosporus hinab und dem entlang. Fischer an Fischer die hier mit Angelruten ihr Glück versuchen. Gegen Abend wieder ins Lokal für ein leckeres Abendessen. Roswita lässt sich eine Shisha vorbereiten. Eine gute Stunde lang saugt und zieht sie den wohlriechenden Rauch aus der Wasserpfeife. Es wird auch an anderen Tischen geraucht. Bald ist das Lokal in eine Rauchwolke gehüllt.
Auf dem Weg zum Hotel kommen wir an einer Wäscherei vorbei. Nach Zusage dass für morgen alles gewaschen und gebügelt sei, ziehe ich kurzerhand Oberteil und Leibchen aus und übergebe es dem verdutzten Wäscher. Für die wenigen Meter ins Hotel reicht die ärmellose Jacke.
Im Zimmer erwarten uns hunderte Ameisen die am Boden herum wuseln. Irgendwas süßes muss sie angelockt haben.
Am Morgen, gleich nach dem Frühstück, begeben wir uns zu den Pforten des Topkapi-Serail. Die Warteschlange ist jetzt überschaubar. In einer knappen Viertelstunde sind wir drin.
Den Harem nehmen wir auch noch mit und auch die Zisterna Basilica, einen antiken unterirdischen Wasserspeicher der in früheren Zeiten auch als Kirche genutzt wurde. Inzwischen ist früher Nachmittag geworden und Hunger macht sich spürbar.
Wir gehen eine gute Viertelstunde zur Galata-Brücke hinunter. An der Unterseite der Brücke werden zu beiden Seiten Restaurants betrieben. An jedem steht ein Hereinbitter und versucht die Vorbeigehenden an einen Tisch zu locken. An den ersten gehen wir vorbei. Dann aber lassen wir uns „bitten“ und setzen uns. Wir wählen gegrillte Sardinen mit Salatbeilage. Prima!
Zum Galataturm hinauf gehen wir natürlich auch noch. Den Turm selbst ersteigen wir dann aber doch nicht mehr. Zu viele die davor darauf warten. Außerdem hats den ganzen Tag mehr oder weniger geregnet. Meine Schuhe sind nass. Müde sind wir auch.
Wieder hinab und über die Brücke hinüber in den Sultanahmet. Gleich wo man drüben ankommt gehts in einen Bazar hinein. Wir kaufen eine Tüte mit verschiedenen Geschmäckern Helva die wir auf dem Weg ins Zimmer verzehren. Gegen Abend suchen wir wieder unser Lokal auf. Wieder ein leckeres Gericht. Heute keine Shisha.
Morgen wollten wir eigentlich weiterfahren. Nur der Wetterbericht verheißt nichts Gutes. Regen, ja Unwetter in Ankara. Unter diesen Umständen werden wir wohl noch einen Tag bleiben!
Am Morgen erheben wir uns, nehmen zunächst auf der Dachterrasse ein Frühstück ein.
So macht man auch bei Schlechtwetter schöne Bilder…
So schlecht wie gestern angekündigt, präsentiert sich das Wetter gar nicht. Unentschlossen berieten wir herum. Noch einmal den Wetterbericht aus dem Netz. Marmararegion – Ankara. 350 Kilometer im Regen? So eilig haben wirs nicht. Das sitzen wir aus. Wir bleiben doch noch einen Tag. Wir werden ein Hamam aufsuchen, ein türkisches Badehaus. Beim Bummel durch die Stadt hatten wir schon mehrere gesehen. Wir entschieden uns fürs Cemberlitas. Ein altes, historisches Bad aus Jahre 1584. Männlein und Weiblein baden wie hier üblich, getrennt. Zunächst heißt es schwitzen in einem wunderschönen Kuppelbau. Hier öffnen sich die Poren. Von einem Bader wird man geschrubbt, geknetet, massiert. Der packt ordentlich zu! Alles in Allem ein nettes Erlebnis dass zu einem Aufenthalt in Istanbul dazugehört. Wie verschiedentlich zu lesen, war es weder schmutzig, noch schimmelig, noch unhygienisch! Was Türken halt unter sauber verstehen. Allerdings, wer sterile Sauberkeit sucht, darf so ein Bad nicht aufsuchen. Der ist in einem Wellnessresort besser bedient!
Im Hamam:
So, jetzt brauchts was zum trinken. Frisch gepresster mix aus Granatapfel- und Orangensaft.
Ein Bummel durch einen der Bazare. Jeder möchte einem seine Ware anpreisen.
Am Abend werden wir nocheinmal was gutes essen und, ja und morgen werden wir über die Bosporusbrücke nach Asien übersetzen.
Da drüben ist Asien:
Comments (4)
Super Alex, heart sich olles volle sponnend und guat un und start allso bestenes gelungen nocher lei weiter so; die Roswitha und smoken, auf ins Nirwana
Nochrichtn hob schun is Unwetter in Ankara gemeldet, nocher seid es ausderstellt.
Brixen hot is Fescht Licht & Wosser ungfongen, isch um einiges besser als des voriges Johr.
Winsch enk no guate weiterreise und geile orte
Hoi Karl,
Bier gibts do im Iran koans, sonst tat i in Freitig sicher oans trinken!
Servus
Hallo ihr beiden, vielen Dank für die tollen Einblicke- mehr davon! Wir wünschen eine glückliche und gefahrlose Weiterreise. Toll was ihr macht!!! Eure Thomas und Gabi
Hallo nach Berlin!
Thomas, du schriebst dass Du auch bald Zeit zum verreisen hättest.
Vielleicht eine Reise zu uns und meintest Brixen. Ja vielleicht irgendwoanders auf unserer Route? Eine Weile werden wir schon unterwegs sein…
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