Iran. Persien. (Teil 2)
Nun sind wir also wieder zurück in Shiraz. Im schattenspendenden Eram-Garten hängen wir herum. Hier lässt es sich gut aushalten. Ein lauhes Lüftchen kühlt angenehm. Vielleicht bummeln wir später noch durch den Bazar. An der Zitadelle kommen wir auf dem Weg in unser Riad ohnehin vorbei.
Dort treffen wir auf eine Gruppe Südtiroler Obstbaugenossenschaftler. Drei von ihnen sind mir persönlich bekannt. Diese Begegnung muss auf einem Gemeinschaftsbild festgehalten werden!
Morgen wollen wir weiterfahren. Davor möchte ich noch Geld wechseln. Die Wechsler mit dem besten Kurs schleichen meist vor den Moscheen herum. Wie schon zu Jesu Zeiten. Diesmal gibt es keinen vorteilhaften Kurs, so wechsle ich nur einen 50-Euro-Schein.
Gleich nach dem Frühstück fahren wir los. 470 Kilometer durch die Wüste haben wir zurückzulegen.
Die Strasse verläuft zunächst durch eine weite Ebene. Dann, als Berge in Sicht kommen, wird’s interessanter. Wie viele Farben Gestein annehmen kann! Wo die Landschaft eine Senke bildet, ist meist eine Oase mit Palmen und Anbauflächen dazwischen.
Von hinten schliesst ein Motorrad auf. Eine neue Africa Twin. Er fährt kurz vor und bleibt dann stehen. Ein solches Nummernschild haben wir noch nie gesehen. Ein Paar in unserem Alter aus Australien.
Sie sind seit 3 Monaten unterwegs und wollen nach Europa. Wir nach Australien. Mitten in der Wüste haben sich unsere Wege gekreuzt. Have a good trip!
Noch eine gute Stunde Fahrt bei erträglichen 36 Grad, dann erreichen wir die Oase mit der Stadt Yazd. Wo unterkommen wissen wir schon. Der Betreiber der Unterkunft in Shiraz hat uns ein renoviertes traditional House, in dem Freunde von ihm ein B&B betrieben empfohlen. Wirklich schön! Essen kann man dort auch.
Am Abend gibt’s eine persische Spezialität. Fesenjan. Ente, zerriebene Nüsse, Zwiebeln, Safran in Granatapfelsaft eingedickt – auf Gourmet-Niveau zubereitet. Prima! Danach bummeln wir noch durch den alten Stadtteil mit den Häusern aus gestampften Lehm. Gegenüber der Moschee auf der Dachterrasse eines Cafés schlürfen wir einen Cocktail und lassen den Tag ausklingen.Am nächsten Tag fahren wir mit dem Moto vor die Stadt hinaus zu den sogenannten Schweigetürmen. Das sind zwei Hügel, 200 Meter voneinander, mit einer runden Plattform oben. Dort oben wurden bis in die 1960er-Jahre die Leichen von Verstorbenen den Geiern überlassen.
Später besuchen wir noch den Feuertempel. Ein Heiligtum der Zoroasten, eine Glaubensgemeinschaft die den Lehren Zarathustras anhängt. Das heilige Feuer das hier brennt, soll vor 1500 Jahren entzündet worden sein. Am Abend wieder Dachterrasse. Diesmal Abendessen plus Cocktail. Und weil der Vollmond so schön scheint noch die Wasserpfeife.
Wir sind uns einig. Von den iranischen Städten gefällt uns Yazd am Besten.
Am nächsten Tag geht’s wieder weiter. Wieder 400 Kilometer durch die Wüste. Verkehr ist mal wenig mal mehr. Zwischendurch haben wir die Strasse für uns alleine. Abwechslungsreich kommen wir an Bergen vorbei, schroffe Plateaus, dann wieder gefaltet wie ein Tischtuch das jemand zusammengerafft hat. In einer etwas tiefer liegenden Senke ein Salzsee ausgebreitet, der sich irgendwo draussen in der Ferne im Dunst verliert. Seine Oberfläche glänzt weiss als ob es eine Eisdecke wäre. Kilometerweit fahren wir dem See entlang. Die Strasse verläuft kerzengerade durch die Landschaft. Die Trasse durchschneidet Hügel und andere Geländeformen. Immer geradeaus. Weit voraus, der Silhouette nach ein Motorrad. Ich gebe etwas Gas und bald schliessen wir auf. Französisches Nummernschild. Ich überhole damit er unser Nummernschild sehen kann und bleibe bald darauf am Strassenrand stehen. Frank aus der Bretagne. Da waren wir vor ein paar Jahren.
Er will in die Mongolei. Auch er hat sich vergeblich um ein Transitvisum für Turkmenistan bemüht.
Deshalb wird er den Weg übers Kaspische Meer nehmen. Wir vereinbaren in Kontakt zu bleiben. Seinen Weg werden wir in 2 Wochen auch anzutreten haben und verhoffen uns wertvolle Infos.
Wir fotografieren gegenseitig die QR-Codes. Adressentausch neuzeitlich.
Auch in Kashan das wir als nächstes erreichen, wissen wir schon eine Unterkunft. Junge Kölner, die wir seit Teheran immer wieder getroffen haben, haben den Tip gegeben. So ersparen wir uns die Suche in der Hitze. Ein traditional House, unsere bevorzugte Unterkunft. Ein Spaziergang durch den Altstadtbereich auf der Suche nach einem Abendessen.
Am nächsten Tag Weiterfahrt mit dem Ziel Damavand. Teheran ist wieder zu durchqueren. Geht ja.
Die Riesenstadt hat gefühlt noch gar nicht aufgehört als wir in den Ort Damavand kommen.
Hier wollen wir zunächst Geld wechseln und dann eine Unterkunft suchen. Nicht so einfach hier. Keine einzige Aufschrift in unserer Schrift. Nichteinmal das Wort Hotel. Wir fragen uns zu einem Juwelier durch. Keiner im Laden versteht ein Wort englisch. Aber einen Bruder hat er in Italien.
Ruft ihn an, da rede mit ihm und gibt mir den Hörer weiter. Erstaunt vernehme ich dass der weiss das Bolzano Bozen heisst und wo Brixen ist. Er habe in Urtijei jahrelang gearbeitet und sagt ein paar Brocken auf grödnerisch. Geld und Hotel besorgt jetzt der Juwelier. Dann bringt er uns mit seinem Auto in ein Restaurant das seine Söhne betreiben. Sie bewirten uns und wollen sich nichts bezahlen lassen. Ich überreiche trotzdem eine angemessene Summe und bestehe darauf dass sie sie annehmen. Am nächsten Tag ist das Wetter so durchwachsen. Wir wollen zum Berg Damavand.
Ein erloschener Vulkan und mit 5700 Metern der höchste Berg des Iran. Oben am Pass beginnts zu regnen. Wir müssen uns unterstellen. Nach einer guten Stunde nutzen wir ein Regenloch und kehren in den Ort zurück und ins Hotel. Am nächsten Morgen checken wir aus und fahren wieder hinauf zum Pass und ohne anzuhalten auf der anderen Seite hinunter. Das Wetter ist halbwegs und den Damavand bekommen wir auch zu Gesicht. Imposant! Leider steckt sein Gipfel in den Wolken.
Jetzt haben wir schon den Ararat nur Wolkenverhangen gesehen und mit dem Damavand ist’s auch das Gleiche. Egal. Lade ich halt ein Bild aus dem Netz. Die Strasse windet sich durchs Tal hinaus. Wo eine Tobel den Weg versperrt führt sie durch abenteuerliche Tunnels. Als wir in die Ebene des Kaspischen Beckens hinauskommen, ist vom passablen Wetter nichts mehr übrig. Einen tiefgrünen Wald entlang führt die Strasse. An einer Stelle mündet eine Forstweg. Über die fahre ich einige Kilometer in den Wald hinein. Ganz düster ist es unten am Boden. Die Kronen der Laubbäume bilden ein Dach durch das man den Himmel nicht sieht. Urwald soll’s hier noch geben. Das muss Urwald sein! In Nur/Noor beziehen wir ein Hotel. An der Vorderseite grenzt es an das Ufer des Kaspischen Meeres. Wir spazieren barfuss den Strand entlang. Das Wasser wäre warm genug für ein Bad, jedoch weht ein frischer Wind und andere Badegäste sind auch nicht in Sicht. Es ist noch helllichter Tag. Durch das Fenster eines Strandrestaurants sehen wir Gäste die da essen. Ramadam hin oder her, die werden auch für uns was haben. Aus der Karte wählen wir etwas Iranisches. Vom Aussehen her ähnlich dem Fesenjan, als Geschmacksträger aber Feigen. Eine Perserin gesellt sich zu uns und stellt sich als Besitzerin dieses Komplexes vor. Sie habe viele Jahre in Deutschland gelebt und ihre Kinder seien immer noch dort. Wir wollen ja noch einmal in die Berge. Weil am nächsten Tag immer noch Schmuddelwetter herrscht, beschliessen wir noch einen Tag anzuhängen. Wieder spazieren wir den schmalen Saum zwischen Wasser und Land entlang. Stundenlang. Der Wind kommt vom Meer her und bläst uns immer wieder feine Tröpfchen ins Gesicht. Immer wieder liegen angespülte tote Fische im Sand. Mir fällt auf dass es hier auch keine Möwen oder sonstige Wasservögel gibt. Ich mache mir meinen Reim drauf. Der Meeresspiegel des Kaspische Meeres liegt 30 Meter unter Meereshöhe und Abfluss gibt’s keinen. Der weitaus grösste Zufluss ist die Wolga. Was da wohl alles eingeleitet wird und sich im Laufe der Jahre angereichert hat… Mir ist die Lust an einem Bad vergangen!
Es ist gerade Jahrestag von Khomeinis Tod. 3 Tage lang Staatsfeiertag. Die Iraner aus nah und fern strömen ans Meer. An den Stellen wo man mit dem Auto hinkommt ist der Strand bis zur Wasserlinie vollgeparkt. Und sie, sie sitzen in ihren Autos und picknicken. Freizeitgestaltung auf iranisch.
Schwimmen haben wir nicht Einen sehen.
Eine Gruppe die sich etwas weiter hinten am Strand niedergelassen hat, laden uns auf einen Tee ein. Sie fragen uns, wie fast alle Iraner mit denen wir etwas näher in Kontakt gekommen sind, wie wir den Iran sehen. Wir antworten darauf immer das wir uns hier sehr wohlfühlen, es uns gefällt und die Iraner ein nice people seien. Ob sie dass von uns hören wollen? Ich frage mal nach wie viel ein Arbeiter hier so verdient, so er denn eine Arbeit hat und wie die Lebensumstände so sind.
Am späteren nachmittag suchen wir wieder das Fereshteh (Engel), den Restaurantkomplex der Perserin auf. Sie freut sich über unseren neuerlichen Besuch und ist recht redselig.
Der Blick aus dem Fenster am Morgen ermutigt uns die Fahrt zum Kandovan-Pass anzutreten.
Auch auf dieser Fahrt kommen wir gegen die Berge hin durch dichten Urwald. Einzig die Autobahn (auch hier free) durchschneidet die grüne Wildnis. Als es in ein Tal hineingeht ist die Autobahn zu Ende. Die Strasse (mit Gegenverkehr) schlängelt sich durch ein Labyrint von Felsen, Schluchten, Tunnels. Ähnlich der alten Eggentaler-Straße. Nur viel länger. In Serpentinen geht’s steil bergan. Auf Schritt und Tritt Pannenfahrzeuge um schnell helfen zu können. Ein liegengebliebenes Fahrzeug hier würde den ganzen Verkehr lahmlegen. Und Verkehr ist! Unsere Fahrtrichtung geht ja, aber die von Teheran kommen und zum Kaspischen Meer wollen, bei denen staut’s gewaltig. Oben, wo es in den Scheiteltunnel hineingeht, wählen wir die Variante die über den Pass führt. Danke Christian für den Tip! Wir sind das einzige Fahrzeug das diesen Weg befährt. Die abertausenden Anderen ziehen es vor im viel zu schmalen Tunnel zu ersticken. Schön geht’s ūber Almen hinauf, die Garmin am Handgelenk sagt 3000 Meter, und auf der anderen Seite wieder hinunter.
Auf der ganzen Strecke haben wir nur einen Hirten mit seiner Herde zu Gesicht bekommen. Hier auf der Teheraner Seite des Lochs stehen sie dreispurig in Hitze, Staub und Abgasen, nichts geht mehr. In, neben und zwischen den Autos halten sie ihr Picknick. Schafe! Wir fahren relaxt bergab talaus, also jetzt Richtung Teheran. Kilometerlang stehen sie bergauf im Stau. Stop und go bei 10% Steigung. Das halten unsere Autos nicht aus! Dem einen platzt der Kühler, der andere verliert Öl, einem weiteren geht der Sprit aus. Die reichlich stationierten Pannenfahrzeuge sind pausenlos unterwegs. Auch Polizei ist auf Schritt und Tritt präsent. Hier ist beschwichtigendes Eingreifen nötig. Mir kommt’s wie eine Katastrophe vor. Abertausende Fahrzeuge in diesem schmalen Schlauch der sich durchs Tal windet. 30 Kilometer weiter talaus stehen sie immer noch. Der Großteil der hier Wartenden wird das Kaspische Meer heute nicht mehr erreichen. Und übermorgen mūssen’s wieder zurück. Dann verlagert sich der Wahnsinn auf die andere Seite.
Bevor wir Quazin erreichen müssen wir uns vor einem Platzregen unter das Dach einer Tankstelle flüchten. Ein Zimmer finden wir auch sofort. Wir nehmen’s für 2 Tage. 2 Millionen Rial pro Tag, zum Strassenkurs gerade mal 20 Euro, Frühstück inklusive. Ein Hotel, das auch bei uns als solches bezeichnet werden kann.
Es sind an diesen Feiertagen Millionen von Persern unterwegs, in einem Hotel zu übernachten wird den Meisten von ihnen nicht möglich sein.
Wir brechen auf zu einem Ausflug ins Alamut-Tal. Von hier stammten die berüchtigten Assassinen. Ob das italienische Wort für Mörder von daher kommt wüsste ich nicht zu sagen?
Die Strasse verläuft durch eine grandiose Landschaft. Bergan- bergab, die Berggipfel schneebedeckt, bald schroffe Schluchten, bald weite Hochflächen, unten im Talgrund wo der Bach rinnt, Reisfelder. Am Talende, die Garmin zeigt 2000 Meter, auf einem Felsen, die Reste einer Burg. Auf ihr hielt der Anführer der Assassinen Hof. Hier verweilen wir unter Kirschbäumen im Schatten und geniessen einen Tee. Auf dem Rückweg bricht wieder einmal ein Wetter los. Blitze zucken, Donner kracht. In dieser offenen, baumlosen Landschaft ein bedrohliches Szenario. Zum Glück erreichen wir ein Dorf und können das Gewitter aussitzen. In Quazin kommen wir trocken an.
Das Abendessen holen wir heute wieder einmal aus einer Suppenküche. In jeder Strasse ist eine. Die haben so riesige Töpfe über einem Herd und schöpfen den täglich wechselnden Brei in den gewählten Behälter. Ein Stück frisch gebackenes Brot dazu. Schmeckt! Wir haben das von Einheimischen Hausfrauen abgeschaut. Die holen da das Abendessen für die ganze Familie.
Hier im Nordiran, zum Kaspischen Meer hin, herrscht ein anderes Klima als jenseits des Gebirgszuges nach Süden. Nördlich breiten sich ausgedehnte Wälder aus. Nicht mehr so heiss, dafür feuchter. Die trockene Hitze der Wüste war leichter zu ertragen. 40 Grad in der Wüste ist nicht so heiss wie 33 Grad bei hoher Luftfeuchtigkeit. Von Rasht aus fahren wir in ein Tal hinein mit dem Ziel Massuleh. Dies ist ein terassenförmig gewachsenes Bergdorf. Das Dach des untern Hauses ist der Platz vor dem Haus des höher gelegenen. So gehts über mehrere Reihen den Hang hinauf. Nett anzuschauen und ein Touristenmagnet. Jetzt zu den Kohmeini-Feiertagen ist alles voll mit iranischen Tagestouristen. Ein Korso von Besuchern schiebt sich durch das Dorf. In jedem Haus sind Läden oder Gastronomie untergebracht. Obwohl Ramadam ist, wird hinter Vorhängen gegessen. Wenn sie das Gebot nicht einhalten, ja warum sollen wir es dann tun? Komm, essen auch wir was. Asch-e Dugh – Joghurtsuppe mit Kräutern gibt es an einem Stand zu kaufen. Um sie zu essen weist uns der Wirt einen Platz hinter einem Sichtschutz zu. Scheinheilige Gesellschaft. Ein Zimmer zu finden war trotz des Touristenandrangs kein Problem. Eine Unterkunft in einem Hotel kann sich kaum ein Perser leisten.
Am nächsten Tag fuhren wir weiter. Nicht das Tal wieder hinaus, woher wir gekommen waren, sondern talein. Roswitha hatte auf der Karte einen Weg ausfindig gemacht, der über die Almen führt und offensichtlich viel kürzer ist als der über die Strasse im Tal. Nachdem wir uns vergewissert hatten dass der auch befahrbar ist, galt es noch Benzin zu besorgen, denn Tankstelle würden wir da oben keine vorfinden. Ein Taxifahrer hat uns bereitwillig einen Teil seines Vorrats verkauft und dann sind wir los. Zunächst noch Asphalt, aber bald nur mehr gut zu befahrende Schotterpiste. Über die Waldgrenze hinauf, über 3000 Meter. Einige wenige Passagen wo Roswitha absitzen muss um sie zu Fuss zu überwinden. Tiefblauer Himmel, satte grüne Almen, herrliche, weitläufige Landschaft. Ich sauge die Eindrucke tief ein. Immer wieder sind Almdörfer zu sehen. Meist sind es bunte Blechbaracken, sind wir ja weit über der Waldgrenze. Eine zum wohnen, ein paar weitere um Vieh und Heu unterzubringen. Die mit den Misthäufen davor sind die Ställe. Als es wieder ins Tal hinabgeht, winkt uns im ersten Dorf das wir zu durchfahren haben, ein junger Mann zu. Er hat hier ein Teehaus aufgemacht und möchte uns bewirten. Das Angebot nehmen wir an und bekommen einen Tee aus selbstgepflückten Kräutern serviert. In ein Gästebuch haben wir uns einzutragen. Als wir wieder aufbrechen wollen, will er sich nichts bezahlen lassen. Nein, das geht ja nicht! Du machst ein Lokal auf und willst nicht kassieren? Ich muss mit ihm diskutieren, damit er das Geld nimmt. Herzliche Gastfreundschaft. In Ardabil mieten wir uns für 2 Tage in einem Hotel ein. Schräg gegenüber befindet sich das als Weltkulturerbe geführte Sheik-Safi-Heiligtum. Das Zentrum des Ordens der Safawiden. Eine mystische Stätte.
Zu den heissen Quellen in Saraeyn fahren wir hinaus. Ein touristischer Ort. Auf der Suche nach den Thermalquellen begegnen wir einem jungen Paar aus Teheran. Wir kommen mit ihnen radebrechend ins Gespräch. Sie laden uns ein, mit ihnen einen Ausflug in ein nahe gelegenes Skigebiet zu unternehmen. Wir willigen unter der Bedingung ein, dass alle Kosten für den gastronomischen Teil wir tragen. Die Fahrt geht einen Berg hinauf, auf über 3000 Meter, zur Talstastation eines Sesselliftes. Leider ist alles in eine dicke Nebelsuppe eingehüllt. Die Sicht nicht 100 Meter. Mit dem Lift weiter hinaufzufahren hat keinen Sinn. Wenden wir uns halt hier schon der Gastronomie zu. Überall im Gelände haben Nomaden Jurten errichtet, in denen sie Speisen anbieten, Honig, kleines Kunsthandwerk. Kamele und Pferde zum reiten stehen bereit. Heute umsonst. Bei diesem Nebel hat niemand Lust dazu. In einem der Zelte löse ich mein Versprechen ein und es gibt (trotz Ramadam) gegrillte Spiesschen mit Hammelfleisch. Die Fleischstücken werden mit einem Stück Fladenbrot vom Spiess abgestreift und zusammen gegegessen.
Später fahren wir noch in einen Ort mit einer Mineralwasserquelle. Auch hier ein Touristenshop neben dem anderen. Auch hier zeigt sich die miserable Wirtschaftslage des Iran. Aufgrund hoher Arbeitslosigkeit suchen die Menschen nach einem Einkommen. Leider fällt ihnen nicht mehr ein, als den gleichen Laden aufzutun wie der Nachbar. Anstatt das Angebot etwas zu differenzieren, bieten alle das Gleiche an. In einer Gegend alle eingedickte Marmelade, in der anderen alle Datteln, hier Honig in allen Varianten. Viel Angebot, aber keine Kaufkraft. Eine Wasserpfeife geniesen wir auf einem dafür vorgesehenen Podium unter einem Baldachin. Die Podien sind alle einem kleinen Wasserfall zugerichtet. Der einzigen Attraktion hier. Danach noch eine Süssspeise aus einer Art Quark zu dem man ein Stück Honigwabe dazuisst. Unsere Unterhaltung führen wir vorwiegend über den Google-Übersetzer. Sie reden auf Farsi hinein und wir lesen deutsch was sie sagen und umgekehrt. Funktioniert bestens.
Am Morgen checken wir aus, um die wenigen Kilometer nach Astara 1, an die Grenze nach Aserbaidschan zu fahren. Die Stadt liegt direkt am Kaspischen Meer. Sobald die Mittagshitze etwas abgeklungen ist, machen wir einen Strandspaziergang. Badegäste tummeln sich im Wasser. Keine toten Fische am Strand. Auch Möwen und diese schwarzen Enten sind zu sehen. Da werde ich auch noch eine Runde schwimmen.
Morgen werden wir den Iran verlassen und nach Astara 2 in Aserbaidschan hinüberwechseln. Auch die Stadt auf der anderen Seite der Grenze heisst Astara.
Nachtrag.
Der Grenzübergang gestaltete sich recht problemlos. Büro für Büro war abzuklappern, in einem riesigen, weitläufigen Gelände, in dem jedewede Hinweistafel fehlte, was wo zu finden sei. War aber weiter kein Problem, weil überall auch Fernfahrer mit ihren LKW auf Abfertigung warteten und uns durch Handzeichen dahin winkten wo ein Stempel benötigt wurde.
Sei es auf iranischer Seite als auch auf Aserbaidschanischer wollte niemand wissen was wir an Gepäck dabeihaben oder wieviel Bargeld. Meine Sorge galt vorwiegend dem Carnet, dass dieses ja ordnungsgemäss ausgestempelt wurde und wir damit beweisen konnten, das Motorrad aus dem Iran wieder ausgeführt zu haben.
Sobald sich die Schranke auf aserbaidschanischer Seite endgültig gehoben hatte und wir die Grenzstation verlassen konnten, empfing uns eine andere Welt. Eigentlich nichteinmal anders. Unsere Welt. Die im Iran war anders. Schon die Grenzgebäude waren auf aserbaidschanischer Seite ordentlicher, die Grenzbeamten in schmucker Uniform. Erste Auffälligkeit heraussen, den Menschen hier gehts besser. Alle bewegen sich lockerer. Die Frauen sind wieder zu sehen, nicht nur die Nasenspitze wie im Iran. Gekleidet wie bei uns. Selten eine die ein Kopftuch aufhat. Und in Baku erst!
Nach 3 Wochen Iran ein kleiner Kulturschock. Eine mondäne Millionenstadt. Prunkbauten. Die Autos auf den Strassen wie die unseren. Ein Lifestyle wie es in München oder Mailand nicht anders ist.
Den Papst als Staatsoberhaupt? Die Zeit wird die Ayathollas im Iran hinwegfegen.
Der Gottesstaat wird nicht mehr lange bestehen.
Comments (1)
Hallo ihr beiden Weltenbummler, tolle Berichte und immer wieder staune ich wie spannend geschrieben über Kultur und Menschen , schöne Fotos ,beneide euch sehr, ein richtiges Abenteuer aber ihr kennt ja schon viel und seid schon oft aus dem kleinen Südtirol ausgebrochen somit wird euch ja fast nichts mehr erschüttern, ja so schauts aus,
gute und sichere Weiterreise von Karl und Elisabeth
Comments are closed.